Stellungnahme zu den Artikeln in der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung (30. April 2022) und der Neuen Presse (27. April 2022) zum Thema „Schließung der Lernförderschulen?“
Hannover, 2. Mai 2022. Obwohl die Inklusion in Niedersachsen seit 2013 im Schulgesetz verankert ist, müssen wir feststellen, dass es hier keinen großen Fortschritt zu verzeichnen gibt. Kurzum: Die Inklusion in Niedersachsen stagniert. „Daher muss von Seiten des Landes Niedersachsen und den regionalen Landesämtern für Schule und Bildung dringend eine Handlungsalternative präsentiert werden. Diese Alternative jedoch kann nicht lauten, dass wir die Förderschulen aufrechterhalten“, so Victoria Schwertmann, Beraterin für den Bereich Schule bei Mittendrin Hannover e.V. Durch den Erhalt von Förderschulen verwehre man Schülerinnen und Schülern einen höheren Bildungsabschluss sowie die Teilhabe an der Gesellschaft.
Studien belegen, dass die Lernerfolge von Schülerinnen und Schülern mit dem sonderpädagogischen Förderbedarf Lernen gerade bei einem gemeinsamen Schulbesuch in einer Regelschule höher sind im Vergleich zum Besuch einer Förderschule. „Wichtig ist jedoch, dass Lehrkräfte in der Regelschule bereit sind, mit Sonderpädagoginnen und –pädagogen zusammenzuarbeiten“, sagt Schwertmann. Der auch in den Artikeln zitierte Fachkräftemangel sei bekannt. Er dürfe jedoch nicht als Feigenblatt für ein Festhalten an den Förderschulen herangezogen werden. „Hier sehen wir die Regionalen Landesämter für Schule und Bildung in der Pflicht. Diese müssen die Schulen in größerem Umfang unterstützen. Unsere Erfahrungen zeigen, dass es viele engagierte Lehrerinnen und Lehrer gibt. Sie brauchen jedoch mehr Angebote an Fachberatungen. Außerdem sollte es verpflichtende Weiterbildungen für alle Lehrkräfte geben, um möglichen Vorurteilen bei der gemeinsamen Beschulung zu begegnen“, so Schwertmann.
Ein weiterer Vorschlag vom Verein für Inklusion: Schulassistenzen sollten direkt an den Schulen angestellt werden und auch als pädagogische Mitarbeitende eingesetzt werden können. „Dieses würde den derzeit bestehenden großen Mangel an Schulassistenzen minimieren. Und nicht zuletzt würde somit bei Bedarf die Möglichkeit einer Eins-zu-eins-Betreuung sichergestellt.“